Clara Immerwahr ist heute weitestgehend vergessen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, dem noch heute hochgeschätzten Chemiker und Nobelpreisträger Fritz Haber. Und doch ist ihre Lebensleistung nicht geringer einzuschätzen, im Gegenteil.
Als erste Frau in Deutschland erringt sie 1900 den Titel eines Doktors der Chemie. Zu einer Zeit, da junge Frauen schon um die Zulassung zum Abitur kämpfen müssen, ein Studium für Frauen eigentlich undenkbar ist und der Wunsch danach unerhört.
Clara will wissenschaftlich arbeiten. Ihrem Mann eine echte Partnerin sein und der Menschheit mit Forschung und Wissenschaft dienen. Die Zeitumstände und der rücksichtlose Karrieredrang Fritz Habers verweisen sie zurück ins Häusliche, wo sie hilflos erleben muss, wie ihr Mann sein übergroßes wissenschaftliches Potential zur Entwicklung von Massenvernichtungsmitteln missbraucht. 1915 leitet er im belgischen Ypern den ersten großflächigen Giftgasangriff der Militärgeschichte. Am Tag der Triumphfeier erschießt sich Clara Immerwahr.
Die Internationale Vereinigung der Ärzte für die
Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) verleiht seit 1991 die Clara-Immerwahr-Medaille - eine
Auszeichnung für den Einsatz gegen Rüstung und Krieg.