MAJA CHRENKO Schauspielerin

  „Übrigens fuhr ich mit Christa Wolf nach Moskau, sie ist so klug und mütterlich, eine Beschützerin vor allen Anfechtungen und der Typ Frau, der man nachts, im Dunkeln, alles erzählt. Jedenfalls war sie den ganzen Tag beschäftigt, mich zu retten: vor verrückten Taxis, unbedachten Einkäufen und schönen Männern.“                                   Brigitte Reimann 1963


"Bis auf den letzten Platz war der Raum gefüllt, in dem Barbara Hütten und Maja Chrenko im Dialog aus einem Briefwechsel zwischen den beiden Schriftstellerinnen Christa Wolf und Brigitte Reimann lasen. Noch einmal wurde hier ein Stück DDR-Realität deutlich, vom Kunstbetrieb über Intrigen im Schriftstellerverband bis zur Gesundheitspolitik. ..."              (Pirnaer Rundschau, Mai 2006)


  Die zwei wohl bedeutendsten Schriftstellerinnen der DDR pflegten ab den 1960er Jahren einen intensiven Briefwechsel, in dem sie mit großer Offenheit Privates und grundlegende künstlerische und politische Fragen diskutierten. Christa Wolf gibt hier wie selten sonst Einblicke in ihre Kämpfe mit dem DDR-Literatur-Betrieb wie auch in ihr häusliches Leben mit Mann und Kindern. Sie spornt die hochtalentierte, jedoch früh von unheilbarer Krankheit gezeichnete Brigitte Reimann an, gegen alle Bedrängnisse und Schmerzen bis zuletzt um ihr künstlerisches Werk zu kämpfen. Dieser tragische Kampf Brigitte Reimanns, ihr  unbändiger Lebenshunger  und das unerbittliche Fortschreiten der Krankheit bilden den Spannungsbogen der Lesung, die mit Brigitte Reimanns frühem Tod endet.

  Die Lesung zeichnet ein differenziertes Bild der DDR der 1960er und frühen 1970er Jahre – vom Ringen mit dogmatischen Funktionären bis zum banalen alltäglichen Mangel. Sie lässt aus Sicht zweier hochpolitischer Frauen DDR-Realität nacherleben, mit all den Zwängen, aber auch Hoffnungen, die die Menschen bewegten. 

  Gleichzeitig ist sie ein bewegendes Zeugnis künstlerischen Schaffens – in der Darstellung des bis an die physische Schmerzgrenze gehenden täglichen Kampfes der Künstlerin (des Künstlers) um ihr Werk.

  Die Lesung ist Zeitreise und Rückschau gleichermaßen. Barbara Hütten als heutige Christa Wolf begegnet Maja Chrenko, der lebenshungrigen Brigitte Reimann, vor ihrem frühen Tod. Die Erinnerung lässt die großen Träume und Hoffnungen, aber auch das tragische und unerbittlich heraufdrängende Ende noch einmal Realität werden. Diese spannungsvolle Doppelkonstellation findet ihre musikalische Fortführung in Improvisationen Albrecht Wagners auf Diskantflöte und Englischhorn.

  Die Lesung wurde Anfang der 1990er Jahre von Barbara Hütten konzipiert und erlebte zahlreiche erfolgreiche Aufführungen in Ost- und Westdeutschland. Christa Wolf persönlich war Zuhörerin einer Aufführung und übermittelte für die Neuaufnahme 2006 in einem persönlichen Schreiben wärmste Unterstützung und die besten Erfolgswünsche.


Dauer: ca. 1.30 h, Pause möglich